Vor Ort im Vorort: Sommer-Episoden

Ein Samstagmittag im Juli. Der Donner grollt, Schnüre von Regentropfen fallen senkrecht herab auf die Gärten. Nachbarn sind verreist, Sommerferien in NRW, was mich an die eigene Schulzeit erinnert und die gepflegte Langeweile an solchen sonnenarmen Tagen. Keine Sensationen, Bahn- oder Bus-Fahrten, Wanderungen, Besichtigungen, Zoo- oder Zirkus-Besuche. Ein paar Einblicke, was der Sommer heute und hier so zu bieten hat.

Insektenfreundliche Pflanzen retten

Ob vor dem Bau- oder Supermarkt und dem Discounter wie gestern: Unbeachtet zwischen Stapeln von Grillkohle und rollenden Bergen frischer Wasser-Melonen fristen einige Pflanzen ein kümmerliches Dasein. Fast völlig vertrocknet, ein schiefes knallrotes Schild signalisiert die Preissenkung von 7,99 € auf 99 Cent. Was auch nicht zieht, obwohl der Sommerflieder als insektenfreundlich beworben wird. Federleicht sind die Plastiktöpfe, grau vertrocknet Blätter und Blüten. Mein Mann „rettet“ gerne solche Pflanzen. Das bescherte uns in einem Jahr eine Zucchini-Flut, ein anderes Mal Kürbisse oder zuletzt Zier-Salbei, der sich (aus Dankbarkeit?) sogar als winterhart erwies. Auch diesmal scheint der Lebenswille groß. Die erste Pflanze sieht nach einer Nacht am Regentag fast wie neu aus. Die anderen beiden kämpfen noch im Wasser-Eimer. Die Stauden zu gießen, fehle die Zeit, meinte die Kassiererin. Da helfen auch nicht KI oder Scanner-Kassen.

Zurück ins Pflanzenleben: links nach 15 Stunden im Wasser, rechts kämpfen die gerade der Dürre entkommenen Sommerflieder.

Ein Pool auf Zeit

Neben uns wohnt eine Familie, die seit letztem Jahr einen Teil des Gartens in ein privates Freibad verwandelt hat. Eine Solaranlage erwärmt das Wasser, besonders laut klingt der Klatscher herüber, wenn der Vater springt. Jetzt in den Schulferien der beiden Jungs verreisen sie mit dem Wohnwagen. Dann hat eine befreundete Familie die Schlüssel und nutzt Swimmingpool und Trampolin. Sie werden in den Herbstferien wegfahren. Win-Win-Situation nennt sich so etwas.

Besichtigung

Wie mögen sich die Bewohner malerischer Küstenorte oder Geranien-bestückter Bauernhäuser fühlen, wenn sich in der Saison Scharen von Touristen durch ihre Straße drängen? Die Handys zücken und ihre vielsprachigen Kommentare abgeben? Ich bekomme eine Ahnung davon seit in unserem Vorgarten eines der Hinweisschilder steht, die über die vor hundert Jahren erbaute Siedlung informieren. Da legen schnittige Fahrradfahrer einen Stopp ein, Mütter mit kleinen Kindern können beim Betrachten verschnaufen. Nur ab und zu ziehen ganze Gruppen durch die Straßen.

Letzte Woche bellte unser Hund aufgeregt, was da vor unserer Haustür los war. Sechs Damen in wunderschönen Saris waren ins Fotografieren und ins Gespräch vertieft. Als ich fragte, woher sie kämen, nannte eine den Namen der Hauptstraße durch den Vorort. Seit 25 Jahren lebe sie schon hier, stamme aber aus Bangladesch. Ab und zu besuchten sie sich zum gemeinsamen Essen, erkundeten aber auch die Umgebung. Hinreißend – und ein Kontrast zu manchem, der im Urlaub bevorzugt Badeshorts, Muskelshirts oder Strandkleid beim Spaziergang trägt. (Mehr Informationen www.maerchensiedlung-koeln.de )

Damenbesuch in der Märchensiedlung

Vogelbesuch

Seit im letzten Jahr der mit Stroh und kleinen Pflanzen bestückte Karton einer Bio-Gärtnerei hier eintraf, hatten die Stauden Zeit sich zu recken und zu strecken. Meterhohe Distelpflanzen blühen seit ein paar Wochen, was sich wohl herumgesprochen hat. Der Distelfink kommt vorbei, genehmigt sich einen Drink aus der Wasser-Schale und ist dann mit den Samen beschäftigt. Ein Falke saß vor ein paar Tagen auf dem Rand der Regentonne. Und neben diversen Meisenarten quetscht sich auch die eine und andere Taube in den Teller mit den Sonnenblumenkernen. Während das Rotkehlchen gerne morgen vor dem Müsli erst ein Vollbad nimmt. Da ist der Pool beim Nachbarn noch abgedeckt. CB

Der Haken unter der Decke erträgt selbst den Besuch von Taubenpaaren.
 

EIN P.S. ZUM LETZTEN BLOGTEXT „Tragbare Souvenirs…“

Herzlichen Dank denen, die in Kommentaren eigene Erfahrungen mit Souvenirs geteilt haben. Dazu noch private Mails, die von Kühlschrank-Magneten berichten oder italienischen Badetüchern vom Markt mit nicht gerade dezenten Farben.

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