Mitten im April sind wir auf dem Flughafen von Bari gelandet, der Regionalhauptstadt Apuliens. Entspannt die Fahrt zur Unterkunft, der „Masseria Torricella“, bei Alberobello: feiner Bio-Agriturismo und ein für die Gegend typisches Gebäude-Ensemble aus Gutshof und festungsartiger Sommerresidenz. Abseits gelegen Ställe, Hügel mit Weinstöcken, Obstbäume, Wiesen für die Eselherde und Schafe, ein eigener Wald mit Trimmgeräten am Wegrand. Das Restaurant und die Zimmer, die Rezeption mit kleinem Laden, Terrassen mit Aussicht und ein Swimmingpool. Verlockend, hätte nicht Pullover-Wetter wie in Deutschland geherrscht.
Der Frost war sogar in die Weinstöcke gefahren. Bioweine wie der typische Primitivo und der heimisch gewordene Chardonnay gab es zum mehrgängigen Abendessen, immer mit der Wahl vegetarisch zu genießen und regionalen Varianten. Natürlich auch „Orrechiette con Cima di Rapa“, Öhrchen-Nudeln mit Stängelkohl. In den engen Altstadt-Gassen von Bari stellen Frauen den Küchentisch vors Haus und walken den Nudelteig bevor sie die Öhrchen-Nudeln formen und trocknen. Grün, schwarz, in verschiedenen Farben und zum Glück auch hell kaufen sie die Fremden, die aus den Bussen strömen. Win-win sozusagen.

Am 25.April wird in Italien der Tag der Befreiung begangen- das Ende des Kampfes gegen die deutsche Besatzung und den Faschismus, was die Orte unterschiedliche Akzente setzen lässt: Feiern mit Reden vor dem Rathaus oder Laufwettbewerbe. Der Feiertag, dazu der 1.Mai, ließ Schulklassen ausschwärmen, die Masseria war Ort von Familienfeiern und Kurzurlaub. Dazu deutsche e-Bike-Radler und Radlerinnen. UNESCO-Weltkulturerbestätten allerorten. Da könnten Reiseführer bei Alberobello auf launige Sätze über Schlümpfe oder Zwerge verzichten. Denn die runden Trulli (Singular: Trullo) aus Kalkstein gibt es seit dem 14. Jahrhundert (und ähnlich als Wetterschutz auch in deutschen Weinbergen). Ein ganzes Viertel lässt sich in der Stadt besichtigen, der ein oder andere Trullo harrt auf den Wiesen der Sanierung oder „krönt“ eine moderne Unterkunft. In Matera wiederum kann in stylishen Grottenhotels übernachtet werden. In die Wände zweier Schluchten gegraben dienten die sassi bis in die 1950er Jahre vor allem den Armen als Unterkunft.

Wenn Mitte Juni die Mächtigen der G7-Staaten in Apulien zusammenkommen, wird der Stiefelabsatz auf der Karte Italiens im Scheinwerfer-Licht erstrahlen. Dafür werden die Medien-Menschen vom Pressezentrum auf dem Messegelände Baris sorgen. Nicht weit entfernt von der „Masseria Torricella“ liegt Savelletri di Fasano, wo das Spitzentreffen der G7 in einem 5-Sterne-Hotel stattfinden wird, „das einem Dorf nachempfunden“ inmitten von Zitronen- und Olivenhainen liegt. Der Hinweis, dass im Gourmetrestaurant „angemessene Kleidung“ erwünscht sei, richtet sich an die künftigen Touristen, die nach den G7 in Scharen erwartet werden. Schließlich lockt Fasano auch mit Safari-Zoo, Vergnügungspark und Golf.

Die offizielle Webseite schwärmt vorab vom Treffen „an einem der faszinierendsten Orte der Welt“ und von der natürlichen und künstlerischen Schönheit Apuliens und seiner Brückenfunktion zwischen dem Osten und dem Westen der Welt. Das setzt Maßstäbe nicht nur für die Schluss-Erklärung des Gipfels, auch zu Zukunftsthemen wie Migration und Klimawandel. Denn wie heißt es: „Im Laufe der Jahrhunderte hat dieses Land verschiedene Völker, Kulturen und Religionen aufgenommen, die ein reiches Erbe hinterlassen haben.“ Erinnerungen ragen in die Gegenwart hinein.
PS: Falls jemand Funny vermisst hat- die machte als „Gasthund“ Urlaub von uns bei ihrer Lieblingstrainerin aus Welpentagen. Sie hätte mit den Ohren geschlackert beim Anblick apulischer Cockerspaniels mit verbandsähnlichem Schal um den Kopf. Wegen der Pfützen und dem Dreck, lautete die menschliche Begründung.