Jenseits der Cloud – Bilder im Kopf

Um den Kölner Dom sind nicht nur im Sommer Menschen zu beobachten, die mit dem Handy auf einem Stick oder in der Hand das monumentale Welterbe und sich selbst im Bild zu vereinen suchen. Komisch wird es, wenn Böen einen Haar-Vorhang vors Gesicht ziehen oder beim Rückwärtsgehen ein zupackender Wildfremder einen Treppensturz verhindert. Im Internet- wo sonst- finden sich Hinweise wie der, den Dom doch von der Hohenzollernbrücke aus in den Blick zu nehmen. Weltweit dazu Bewertungen von Restaurants und Hotels in fast jeder Stadt. Dazu, was „man“ sonst noch unbedingt unternehmen soll. Millionenfach reproduzierte Bilder und Erfahrungen, Ärger inkludiert, wenn zu lange aufs Essen gewartet werden musste oder ein Baukran das antike Panorama störte.

Vor einigen Monaten hatte ich im Krankenhaus Zeit genug, nach Bildern im Kopf zu fahnden, die sich dort im Laufe von 65 Jahren angesammelt haben. Momentaufnahmen, die in die Jahre der Agfa-Schwarzweiß-   oder der Farbfilme fielen. Nicht zu vergessen das Polaroid, das einen Kollegen und mich beim Frühstück zeigte. Eine Fälschung, entstanden in mediterraner Kulisse auf der Messe „photokina“ lange vor der Ära von Smartphones und Fakes.

Ein paar wiederentdeckten Bilder als Anregung, selbst einmal an einem ereignislosen Tag auf die Suche zu gehen: nach Erinnerungen, die auch ohne Speicherung auf Festplatten oder in Clouds die Zeitläufte*) überdauern.
*) eines meiner altmodischen Lieblingswörter – und ja, das „t“ ist kein Tippfehler.

  • Bunte Streifen – im Stoff der Latzhose der Dreijährigen bei der Gartenarbeit; die grün und blau gestreifte dünne Chiffonbluse, mit 14 „geerbt“ von der Tante; der neue Frottee-Bademantel in allen Farben und damit unverwechselbar im Thermalbad
  • Waffel-Essen bei den Großeltern am Küchentisch, frisch gebadet
  • Nach der Strandsaison im Lager eines Supermarkts von Coney Island den Waschraum benutzen
  • Zu zweit in einem Haus ohne dass jemand des Weges kam, nur Züge der Schwarzwaldbahn zogen täglich ihre Kurven in der Nähe
Auf Schritt und Tritt begleiten uns die Erinnerungen an die Jahre mit Funny