Bücher von Heinrich Steinfest: Reisen in andere Leben und zurück

Wie und wo ich diesen Sommer verbracht habe? Den Wombat Toby in Australien habe ich kennengelernt, war auf dem Dach der Elbphilharmonie und habe mir in einer Wiener Villa Gedanken über ein Bild gemacht, auf dem neben einer Frau ein Hut wie von Joseph Beuys und ein kleiner Andy Warhol zu erkennen sind. Und weiß es sich anfühlt mit einem Tumor im Kopf unterwegs zu sein. Spätestens jetzt wird hoffentlich klar, dass ich diesen Sommer -bis auf zwei Kurz-Urlaube in der Eifel und in Weilburg an der Lahn- vor allem lesend zuhause und draußen im Garten verbracht habe. Es geht hier um das neu erschienene Buch „Gemälde eines Mordes – Frau Wolf und Cheng ermitteln“ von Heinrich Steinfest. Auf der ersten Seite betont der Autor: “…die ganze Geschichte ist frei erfunden und Ähnlichkeiten mit real lebenden Figuren und vor allem real existierenden Staaten und real ablaufenden Schweinereien ergeben sich daraus, dass diese Geschichte in einem Paralleluniversum spielt.“

Meinen ersten Krimi von ihm entdeckte ich im öffentlichen „Bücherschrank“ des Vororts. „Ein dickes Fell -Chengs dritter Fall“ wurde laut Hinweis des Autors inspiriert vom Umstand, dass die genaue Rezeptur des Duftwassers 4711 bis heute geheim gehalten werde. Wobei die Erklärung dafür „vom Autor frei erfunden worden ist“. Steinfels ist laut seinem Verlag Piper „erklärter Nesthocker“ und preisgekrönt. Wikipedia zufolge wurde er 1961 im australischen Albany geboren, wuchs aber in Wien auf. Demnach ist er auch passionierter Läufer und bildender Künstler, der beim Schreiben gerne in einem Heft herumkritzelt. Geradezu meditativ sei das, sagte er voriges Jahr und erwähnte auch, dass er jetzt nach langer Zeit in Stuttgart überwiegend im südlichen Odenwald wohne und als „Tagschreiber“ einen ordentlich aufgeräumten Tisch benötige.

„Ich bin ein schlechter Tänzer und bin einmal gesegelt und gekentert. Aber das ist eine schriftstellerische Qualität zu imaginieren und sich einzufühlen…Es gibt nichts, worüber man nicht schreiben kann.“ (Heinrich Steinfest im Interview mit „Kulturfalter Halle“)

Das mit der Ordnung kann ich gut nachvollziehen angesichts der Stimmenvielfalt der Figuren, die ihm, wie er selbst sagt, die Möglichkeit bieten, „verschiedene Gedankengänge durchzuspinnen, die auch nicht meine eigenen sein müssen“. Diese Gestalten entsprechen keinen Klischees– wer hätte lesend jemals einen Detektiv getroffen, der zwar Cheng heißt und chinesische Wurzeln hat, aber in Wien geboren wurde und beim ersten Fall einen Arm in einer Gletscherspalte verliert. Im nun erschienenen „Gemälde eines Mordes“ haben er und Frau Wolf, seine frühere Mitarbeiterin, längst Rollen und Büroräume getauscht. Cheng ist nun der Sekretär. Sie haben den Auftrag angenommen, einen in Australien verschollenen Zoologen zu finden, stoßen aber auf die Spur sonderbarer Lottogewinner und des „Fälschers“, der ein weltweit agierender Auftragsmörder sein könnte.

„Es bestehen Parallelen zwischen den Welten möchte man meinen, aufgrund einer gewissen Zwangsläufigkeit des Schreckens wie des Komischen“, schreibt Steinfest zum Auftakt des neuen Buchs. Was beim Lesen nicht nur Einblicke in andere Leben ermöglicht, sondern auch aus dem Fundus der eigenen Existenz vermeintliche Fakten, Fantasien und Furcht spielerisch in Frage stellen kann. Und das alles links und rechts der Krimi-Struktur. CB

Die Bücher von Heinrich Steinfest sind alle im Verlag Piper erschienen.

„Der Chauffeur“ mit dem Namen Paul Klee richtet nach einem Unfall sein „Hotel zur kleinen Nacht“ ein, ruhig soll sein Leben wieder sein. Doch nicht nur die Landung einer Sputnik-Kapsel mitsamt Hündin Laika, wirbelt alles durcheinander, eine böse Nachbarin trachtet ihm nach dem Leben. Auch da hat der „Nesthocker“ Steinfest den Blick wieder sehr weit schweifen lassen.

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