Nach über einem halben Jahr „Zettelskrom“ ist Zeit für ein Zwischenbilanz. Es freut mich, wie viele meiner Einladung gefolgt sind und sich auf das Experiment „Zettelskrom“ einlassen. Danke auch für die Kommentare und das Nutzen der Abo-Funktion, für die mündlichen Reaktionen. Es war ein „Kaltstart“ mit WordPress, der nur mit Unterstützung des eng verbundenen IT-Experten, Fotografen, Bildbearbeiters, Kritikers und Ehemanns gelingen konnte.
Doch seit Donnerstag führt Putin Krieg gegen die Ukraine. Das blockiert alle Gedanken über andere Themen und Texte. Gelöscht habe ich die letzten Tage Überlegungen über die eigene katholische Vergangenheit und den Aschermittwoch zurückkehrenden Kardinal oder über die Idee des Kölner „Geisterzugs“. Selbst denen im Rheinland, die als Kind an von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag nur zum Schlafen aus den diversen Kostümen kamen, bleiben die Töne der vertrauten Lieder im Hals stecken.
„Aus gegebenem Anlass“ diesmal ein „alter“ Text, der zeigt, wie nah uns die Menschen anderer Länder und Kontinente sind.

Herabschauender Hund
Aus einer Laune heraus haben wir im Ausland seit Jahren gerne in Haushalts- und Eisenwaren-Geschäften gestöbert, die es selbst in kleinen Orten noch gibt. Obwohl wir weder Hund noch Garten hatten, haben wir oft Warnschilder vor Wach-Hunden gekauft. Eines der schönsten ist ein rot-weißes Emaille-Schild aus dem Laden im Untergeschoss eines Hauses an der Ringstraße, die sich um die Altstadt von Krakau zieht. Das edelste aus matt schimmerndem Edelstahl stammt von den Azoren. In Brighton Beach (NY) gab es nur eine Warnung aus Pappe, die rheinische Regengüsse nicht lange überstanden hat.
Seit unser Hund endlich eingezogen ist, gibt es an der Haustür eine italienische Variante aus Plastik mit der Silhouette eines Schäferhund-Kopfes. So abschreckend, dass ein Elternpaar gestand, am Abend des Martins-Singens (Süßes und Gesundes gegen Lieder und Laternen-Licht) deshalb nicht bei uns geklingelt zu haben. Dabei glaubt unser Hund wohl, selbst Mensch zu sein. Jedenfalls begrüßt er wedelnd und knicksend fast jeden. Erst bei freundlicher Reaktion widmet sie sich dann den hündischen Artgenossen jeder Größe. Es bleibt der Verdacht, dass Funny durchaus berechnend agiert. Tragen selbst große Hunde doch keine Jacken oder Mäntel, in denen sich Trockenfutter-Stückchen und andere so genannte „Leckerlis“ verbergen könnten.
An einem Morgen hatte ich Funny am Hauseingang angeleint, als ein älterer Mann mit asiatischen Gesichtszügen stehenblieb, den Hund genau beobachtete und dann breit lächelte: „Jetzt weiß ich endlich, wer hier wohnt. Darüber habe ich beim Vorbeigehen immer gerätselt.“ Das schwarze Wesen machte einen tiefen Knicks. Der „herabschauende Hund“ nennt sich das als Yoga-Übung. Kommt auch aus Asien. CB
In Resignation auf dem Sofa vor dem Fernseher zu erstarren angesichts der Bilder, der Tränen und der Analysen kann nicht die Lösung sein jedenfalls für mich. Also heißt es wieder „Arsch huh, Zäng usseinander“ und tun, was jede-r kann: sich an den Mahnwachen und Demos beteiligen, spenden und Initiativen unterstützen, schreiben. Eben auch hier.
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sehr schöner Text
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Ich weiß nicht, was man in diesen bitteren Zeiten sagen soll. Ich bewundere den Mut der Menschen in der Ukraine, allen voran ihr Präsident Wolodymyr Selenskyi und der Bürgermeister von Kiew, Dr. Vitali Klitschko. Wenn man das Bild von Funny mit der Ukrainischen Fahne sieht, hat man den Eindruck, dass selbst der Hund traurig ist.
Auf jeden Fall aber gratuliere ich zu diesem wirklich wunderbaren Blog. josch
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