Von alten Adressbüchern

Die letzten Tage vor Heiligabend habe ich von den Weihnachtsplänen anderer gehört: vom Besuch mit erstem Enkelkind oder der Patchwork-Geschwister, der betagte Oma, die unbedingt helfen will. Traurigkeit droht trotz Mann, der sich diesmal als Bastler betätigt, und dem bereits bekannten fröhlichen Hund Funny. Hinzu kommt, dass ich die Telefonnummern eines Freundes nicht fand, dessen Vater gerade gestorben ist. In der „Tagesschau“ Bilder der Zerstörung in der Ukraine, Hoffnung auf ein baldiges Ende der Kämpfe lässt sich nur mühsam aufrechterhalten. Drohnen statt Engeln, die vom Frieden singen.

Die Suche nach den Telefonnummern in meinen alten Adressbüchern. Fülle tut sich auf von Namen und Orten, die sich angesammelt haben. Einige Kontakte überdauerten die Zeitläufte (ich liebe dieses Wort), andere waren intensiv, gingen aber verloren, neue Annäherungen sorgen für Entdeckungen. Verlässliche Verbindungen sorgen für Hilfe in Notlagen. Dankbarkeit löst den Rest Traurigkeit ab, wenn ich mir alle diese Menschen zusammen vorstelle, wie wir unterwegs sind oder waren. Wie ihre Verschiedenheit mich bereichert.

Den Flüchtlingen fehlen solche Vertrautheit und die Heimat. Überall aber können neue Verbindungen entstehen. Da beginnen für mich in diesem Jahr die Hoffnungs-Geschichten.  Und wenn ich schon einmal dabei bin, ein Spruch aus Westafrika an die eigene Adresse, wenn 2023 die Kritikerin hervorkommt: „Fehler sind wie Berge. Man steht auf dem Gipfel seiner eigenen und redet über die anderen.“

Ein zerbrechlicher Stern, vor Jahren mitgebracht aus Bethlehem.

EUCH UND IHNEN EIN FROHES WEIHNACHTSFEST UND EIN FRIEDLICHES UND GESUNDES NEUES JAHR!

Christel Boßbach

2 Kommentare zu „Von alten Adressbüchern

  1. Ich möchte auf diesen wunderbaren und so persönlichen Beitrag mit einem Gedicht von Rainer Sürig antworten:

    das alte wort

    heute wäre es eine bauhütte
    vielleicht auch eine garage
    oder die enge einer neubauwohnung

    maria wäre vielleicht
    hure oder gastarbeiterin
    josef ein rechtloser neger

    ganz gleich – der gesang der engel
    ihre mitteilung an uns
    würde immer noch frieden heißen.

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